FGH-Schulgeschichte
Unsere Schule blickt auf eine lange Geschichte zurück: Im Jahr 2015 feierten wir unser 475jähriges Bestehen. Das FGH-Logo mit den Säulen des Pantheons im Hintergrund zeugt von der humanistischen Tradition, zu der sich die Schulgemeinde bekennt.
Unsere Schulgeschichte zeugt aber ebenso davon, wie modern das älteste Gymnasium der Stadt ausgerichtet ist: Im Bereich der Koedukation war das Friedrichs-Gymnasium Vorreiter, ebenso wurden an unserer Schule die ersten Realschulabsolventen aufgenommen, damit sie das Abitur ablegen konnten.
Diese progressive Haltung setzt sich in den jüngsten Schulentwicklungen fort.
Mit der Einrichtung des bilingualen Zweiges und dem Angebot, neben Latein und Französisch auch Spanisch als zweite Fremdsprache ab Klasse 6 wählen zu können, reagieren wir auf die Anforderungen, denen sich unsere Schülerinnen und Schüler in der globalisierten Welt stellen müssen. Die Auszeichnung des Friedrichs-Gymnasiums als „CertiLingua“ - Schule belegt, dass an unserer Schule Kompetenzen erworben werden können, die europäischen Anforderungen genügen.
Das Friedrichs-Gymnasium ist die älteste Schule Herfords
und deshalb mit der Geschichte der Stadt eng verbunden: Im Jahre 789 gründete der sächsische Edelmann Waltger an der Heeresfurt über die Aa im Schutze eines fränkischen Königshofes ein Stift, das der Erziehung der adligen Töchter seines Stammes dienen sollte, und schuf so den Kristallisationskern für die künftige Stadt- und Schulentwicklung.
Schon bald wurde die mit dem Stift verbundene Lateinschule zur Ausbildungsstätte späterhin berühmter Frauen und - in einem eigenen Zweig für angehende Geistliche - einflussreicher Männer. Als sich Herford der Reformation anschloss, richtete die Bürgerschaft im ehemaligen Augustinerkloster eine Schule ein, die die Tradition der "Lateinschule an der Münsterkirche" in städtischer Regie fortsetzte. Der Tag, an dem dieses Ereignis beurkundet wurde, der 30. Juni 1540, gilt als Gründungsdatum des Friedrichs-Gymnasiums; den Namen "Gymnasium Fridericianum" gab sich die Schule aber erst 1766, um Friedrich II., dem König von Preußen (zu dem Herford seit dem 17. Jahrhundert gehörte), dafür zu danken, dass er eine landesweite Geldsammlung zugunsten der Schule ermöglicht hatte.
Unterricht im Wandel der Zeit
Auch nach der Neugründung blieb das Lateinische, ergänzt durch das Griechische und das Hebräische, wichtigster Unterrichtsgegenstand und allgemeine Unterrichtssprache, da den Reformatoren bei der Ausbildung ihrer Theologen der unverstellte Zugang zu den Schriftquellen des christlichen Glaubens wichtig war und sie weiterhin die Religion als Fundament jeder Erziehung betrachteten. Und die Verbindung der Schule zur Münsterkirche brach keineswegs ab. Die Schüler begleiteten (noch bis 1816) die Leichenzüge verstorbener Pfarrangehöriger, lasen an Sonntagnachmittagen am Altar die Evangelien vor und unterstützten als Mitglieder des Schulchors bei Gottesdiensten den Kirchgesang. Im Weihnachtskonzert des Friedrichs-Gymnasiums, das regelmäßig an einem Samstag im Advent in der Münsterkirche stattfindet, lebt die Beziehung weiter.
In der Zeit der Aufklärung öffnete sich das Friedrichs-Gymnasium auch bereitwillig dem Neuen: Unter den 63 Schülern des Jahres 1766 waren 21 Mädchen, sie wurden in Französisch, Briefschreiben, Geschichte, Geographie und Naturlehre unterrichtet, lernten zudem Nähen und Stricken. Die Jungen, die nicht studieren wollten, erhielten Unterricht in "Handlungswissenschaft", insbesondere in italienischer Buchhaltung und kaufmännischer Korrespondenz.
Ein neuer Anspruch verband sich mit dem Erlernen der alten Sprachen durch Wilhelm von Humboldts Reform des Gymnasiums in den Jahren 1809 / 1810, die sich an der Griechenlandbegeisterung und dem Humanitätsideal der deutschen Klassik orientierte: Der Unterricht zielte nicht - wie die Schule des 18. Jahrhunderts - auf eine teils studienfachrelevante, teils praxisbezogene Ausbildung, sondern wollte die Schüler durch allgemeine Menschenbildung, gewonnen aus dem Umgang mit der Antike, studierfähig machen. So wurde auch das Friedrichs-Gymnasium zum "humanistischen Gymnasium", richtete allerdings bereits 1841 wieder eine "Realabteilung" für Tertianer ein, die nicht am Griechischunterricht teilnahmen und dafür Unterricht im Französischen, im Verfassen vom Geschäftsbriefen und im kaufmännischen Rechnen erhielten.
An die Seite des traditionellen, „humanistischen Gymnasiums“ traten dann am Ende des 19. Jahrhunderts überall - also auch in Herford - höhere Schulen mit neusprachlichem oder naturwissenschaftlichem Schwerpunkt. Spätestens mit der Errichtung von Gesamtschulen seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts - in Herford im Jahre 1987 – stellten sich neue Herausforderungen Tradition mit Modernität zu verbinden.
Die Wahlmöglichkeiten, die sich seit 1972 durch den Differenzierungsbereich der Mittelstufe und durch die Neugestaltung der gymnasialen Oberstufe bieten, haben zur Enttypisierung des Gymnasiums geführt und ermöglichen so auch dem Friedrichs-Gymnasium, im neusprachlichen und im naturwissenschaftlichen Bereich ein vielfältiges Kursangebot zu machen, ohne in dem Bemühen um die alten Sprachen und in der besonderen Pflege der Künste nachzulassen.
Als fünftälteste (!) noch bestehende Schule im deutschen Sprachraum bleibt das Friedrichs-Gymnasium seiner langen Tradition stets verbunden, ohne jedoch in der Vergangenheit zu verharren. In diesem Sinne werden die schulischen Schwerpunkte fortlaufend den Bedürfnissen heutiger Generationen von Schülerinnen und Schülern gerecht.